Der Begriff Tilde stammt vom lateinischen Titulus (Titel, Überschrift, Überzeichen) ab. Als Tilde wird ein Schriftsonderzeichen ~
bezeichnet, das als kurze Schlangenlinie mit zwei Bogen dargestellt wird, von denen sich der erste oberhalb der Mitte des Zeichens befindet und der zweite unterhalb. Jedes derartige Schriftzeichen ist eine Tilde, auch wenn es nicht über einem anderen Zeichen steht, sondern darunter oder allein.
Das Tilde-Zeichen befindet sich auf einer deutschen Tastatur zwischen der Ü
-Taste und der Eingabe-Taste. Die einzelstehende, kleine Tilder kann mit der Tastenkombination Alt Gr
+~
eingegeben werden. Andere Tilde-Zeichen werden in der Regel durch die Kombination aus Alt
-Taste und zugehörigem Zeichencode eingegeben. Die verschiedenen Tilden können auch im entsprechenden Unicode HTML-kompatibel dargestellt werden. Mit dem Et-Zeichen (&
), lückenlos gefolgt von der Buchstabenfolge sim
und einem Semikolon (;
), wird der HTML-Code ∼
für eine kleine, einzelnstehende Tilde erzeugt.
Allein stehende Tilden werden vor allem in der Mathematik und in der Physik verwendet. Eine einzelne Tilde ohne jeden Zusatz, ~
, steht für Proportionalität. Eine doppelte Tilde ohne Zusatz, ≈
, steht für einen ungefähren Wert, beziehungsweise einen Rundungswert. Tilden, die in wissenschaftlichen Zusammenhängen über einem Wert oder einem Zeichen stehen, zeigen an, dass es sich um eine ungefähre Größe oder einen Näherungswert handelt. Befindet sich eine Tilde in einer mathematischen Gleichung über Variablen wie x
oder a
so sind die Näherungswerte von x
, beziehungsweise a
, gesucht oder gegeben. In Unicode wird das Proportionalitätszeichen, ~
, mit #126;
dargestellt. Das Rundungszeichen, ≈
, entspricht dem Et-Zeichen, das mit der Zeichenfolge ≈
gruppiert ist.
In der Sprachwissenschaft bedeuten über einem Vokal oder Konsonanten stehende Tilden, dass der entsprechende Laut nasal ausgesprochen wird. Die Tilde ist hier ein diakritisches (unterscheidendes) Zeichen. Beispiele hierfür sind:
Zeichen | Tastatureingabe (Windows) | HTML |
---|---|---|
ã | ALT +0``2``2``7 | ã |
à | ALT +0``1``9``5 | à |
ñ | ALT +0``2``4``1 / ALT +1``6``4 | ñ |
Ñ | ALT +0``2``0``9 / ALT +1``6``5 | Ñ |
õ | ALT +0``2``4``5 | õ |
Õ | ALT +0``2``1``3 | Õ |
In Internetadressen und im Betriebssystem Linux steht die Tilde für ein Verzeichnis. Zum Beispiel führt die Internetadresse http://www.example.com/~bilder
direkt in das Verzeichnis “Bilder”. Eine besondere Rolle spielt die Tilde in einigen Computersprachen. In der Programmiersprache C++ ist eine Tilde Teil der Kennzeichnung des Destruktors (Zerstörers). Für die Scriptsprache Perl wird das Symbol ~
als Einleitung für einen “Regulären Ausdruck” verwendet. Im Textsatzsystem LaTeX lassen sich alleinstehende und über einem Zeichen stehende Tilden mit verschiedenen Befehlen darstellen. Zum Beispiel kann ein ã
mit der Zeichenfolge ~a
erzeugt werden. Eine kleine Einzeltilde wird mit den Zeichen ~{}
dargestellt. Eine große Tilde kann durch das Eingeben der Zeichenfolge sim dargestellt werden. Auch als Befehl findet die Tilde in LaTeX Verwendung. Sie erzeugt ein unumbrechbares Leerzeichen. Auf Windows PCs mit deutschen Tastaturen kann eine Tilde durch das gleichzeitige Drücken der AltGr-Taste und +
geschrieben werden. Das entspricht in der Schweiz der Tastenkombination AltGr
+^
. Auf dem Mac schreibt man eine Tilde durch das Drücken der Tasten Alt
+N
.